Die diesjährige Mitgliederversammlung konnte aufgrund der Corona-Hindernisse erst in der zweiten Jahreshälfte stattfinden. Rund 60 Mitglieder sind trotz der Abstandsregelungen in die Kulturbrauerei gekommen und sind der „besonderen“ Versammlung gefolgt. Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Hösch begrüßte die Mitglieder und hieß die Ehrengäste Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, Mitglied des Landtags Raimund Haser und Steuerberater Thomas Leonhard herzlich Willkommen. Nach dem Bericht des Aufsichtsrats durch Bernhard Hösch folgte der Bericht des Vorstands durch Christian Skrodzki. Der Vorstand hob besonders hervor, dass er mit großer Freude berichten kann, dass die Genossenschaft über sagenhafte 380.000 Euro Barvermögen verfügt.  Im gleichen Zuge gab Christian Skrodzki seinen Rücktritt vom Amt des ehrenamtlichen Vorstands bekannt. „Es sei an der Zeit, dass wieder frischer Wind in die Bürgerbahnhof-Aktivitäten komme – dazu braucht es einen frischen, neuen Vorstand“, so Skrodzki. Die Tatsache, dass sich mit Bernhard Hösch ein Mann der ersten Stunde für die Position Vorstand zur Verfügung stellen würde, mache ihm den Abschied leicht, ergänzte Skrodzki. 

Nach den Gruß- und Dankesworten von OB Henle wurden Christian Skrodzki und Karl Waizenegger mit warmen Worten verabschiedet. Bernhard Hösch dankte beiden Aktivisten für ihre jahrelange ehrenamtliche Mitarbeit. Karl Waizenegger war seit der Genossenschaftsgrüdnung 2010 im Aufsichtsrat aktiv. Christian Skrodzki verfasste bereits 2005 das Ideenkonzept „Bahnhof in Bürgerhand“ und initiierte das Projekt „Bürgerbahnhof“ zusammen mit seinen Mitstreitern. 

In einem Grußwort von MdL Raimund Haser, der zugleich ein Genossenschaftsmitglied der ersten Stunde ist, betonte Haser wie wichtig Bürgerengagement sind und dass Genossenschaften hierfür eine wunderbare Rechtsform sind, weil hier nicht das Kapital bestimmt, sondern der Mensch als Mitglied. 

Bei der anschließenden Aufsichtsratswahl wurden alle Mitglieder außer Karl Waizenegger und Bernhard Hösch wiedergewählt. Beide hatten auf eine Kandidatur aus bekannten Gründen verzichtet. Neu in den Aufsichtsrat wurde der 20 Jahre alte Clemens Maier und Christian Skrodzki gewählt. 

Bei der Mitgliederversammlung wurde eine Dividende von 3% für das Geschäftsjahr 2019 beschlossen. 

 

Zum aktuellen Situation der Leutkircher Bürgerbahnhof Genossenschaft hat die Schwäbische Zeitung einen Bericht veröffentlicht:

Bürgerbahnhof: Christian Skrodzki tritt als Vorstandsmitglied zurück

Nach zehn Jahren ist Schluss: Christian Skrodzki ist am Samstag als Vorstandsmitglied der Bürgerbahnhof-Genossenschaft zurückgetreten. „Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich spüre, dass ein neuer Besen kehren sollte“, verkündet der Leutkircher im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Mit Bernhard Hösch hat sich der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende bereiterklärt, als neues Vorstandsmitglied zu kandidieren.

Der Rücktritt ist Christian Skrodzki im Jubiläumsjahr nicht allzu schwer gefallen. „Ich weiß, dass mit Bernhard Hösch jemand an meine Stelle tritt, der sich gut um mein ,Baby’ kümmert. Er bringt das gleiche Herzblut mit.“ Nach nunmehr zehn Jahren als Vorstandsvorsitzender sei sein „Elan natürlich nicht mehr wie am Anfang“, gesteht der Unternehmer.

 

Blicken auch mit personellen Veränderungen optimistisch in die Zukunft: Axel Müller (Vorstandsmitglied der Genossenschaft; von links), Christian Skrodzki, Karl Waizenegger (ehemaliges Aufsichtsratsmitglied) und Bernhard Hösch. Karl Waizenegger stellt sich nach langjähriger Tätigkeit nicht mehr für den Aufsichtsrat zur Verfügung und macht Platz für die jüngere Generation. (Foto: Bürgerbahnhof-Genossenschaft)

Zur Entscheidung beigetragen hat auch, dass beim Bürgerbahnhof mittlerweile „alles viel zu gut“ laufe. So habe die Genossenschaft beispielsweise rund 400.000 Euro auf der hohen Kante. „Das hätte ich nie erwartet“, kommentiert Skrodzki. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass der Bürgerbahnhof-Initiator seinen Posten mit einem guten Gefühl räumt. Als Mitglied im Aufsichtsrat bleibt er der Genossenschaft allerdings weiterhin eng verbunden.

Für frischen Wind will in den kommenden Monaten und Jahren Bernhard Hösch sorgen. Voraussetzung dafür: Der Aufsichtsrat stimmt dem Personalwechsel in seiner nächsten Sitzung zu. Dabei ist Hösch alles andere als ein Unbekannter. Schließlich gehört er – wie Skrodzki – zu den Gründern der Genossenschaft. Schon deshalb liege ihm der Bürgerbahnhof am Herzen, erklärt er. „Es gibt viel, was gut läuft. Ich werde deshalb keine Revolution machen.“

„Wechselbad der Gefühle“

Ein Thema, das Hösch in nächster Zeit dennoch verfolgen will, ist eine Neubelebung des Bürgerbahnhof-Dachgeschosses. Ein wenig sentimental wird Christian Skrodzki im SZ-Gespräch dann doch. So erzählt er unter anderem von einem „Wechselbad der Gefühle“, bis er vor zehn Jahren gemeinsam mit seinen Mitstreitern seine Vision vom Bürgerbahnhof endlich in die Tat umsetzen konnte. Bereits 2005 habe er Kommunalpolitikern seine Idee vorgestellt – mit ernüchterndem Ergebnis. „Es hat viel Gegenwind gegeben“, sagt Skrodzki rückblickend.

Die Vision aufgeben sei allerdings nie infrage gekommen. „Ein gutes Konzept kann man nicht aufhalten“, betont er. Dennoch habe es viele Unterstützer, ehrenamtliche Helfer und „glückliche Fügungen“ gebraucht, um das Projekt in dieser Form realisieren zu können. Dass der Plan gut war, belegen mehr als zehn Auszeichnungen, die Skrodzki entweder als Person oder für den Bürgerbahnhof gewonnen hat.

Dazu zählt der Preis als „Immobilienkopf“ des Jahres 2013 ebenso wie die Auszeichnung mit dem „Deutschen Bürgerpreis“. Hinzu kommt unter anderem eine Ehrung im Rahmen des Wettbewerbs „Menschen und Erfolge“.

„Es waren intensive Jahre. Der Bürgerbahnhof und das Engagement hat mich viel Zeit und Mühe gekostet. Aber ich habe mehr zurückbekommen“, unterstreicht Skrodzki. Gemeint sind beispielsweise dicke Freundschaften mit engen Mitstreitern, aber auch Anerkennung von vielen Seiten. So sei er etwa zum Sommerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue eingeladen worden. „So etwas vergisst man nicht.“

Unter dem Motto „was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“ beteiligten sich etliche Leutkircher mit insgesamt 1,1 Millionen Euro am Umbau des Bahnhofs. Bis heute gebe es für den Kauf von Geschäftsanteilen eine Warteliste mit Interessenten. Nachdem der Hype um den Bürgerbahnhof zunächst riesig gewesen ist, kehrte in den vergangenen Jahren etwas Ruhe ein. Dennoch gibt es bis heute potenzielle Nachahmer, die in regelmäßigen Abständen durch das Gebäude geführt werden.

Eigentlich hätte sich Christian Skrodzki zum Abschluss seiner Zeit im Vorstand ein großes Fest gewünscht. Die Corona-Pandemie macht diesen Plänen allerdings einen Strich durch die Rechnung. Aber: „Die Feier wird nachgeholt“, verspricht der Unternehmer voller Vorfreude.